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B 83: Radwegbrücke Bückeburg

Ansicht der neuen Radwegbrücke   Bildrechte: NLStBV
Ansicht der neuen Radwegbrücke.

Die Radwegeverbindung zwischen Kleinenbremen (NRW) und Bückeburg (Landkreis Schaumburg) wird mittels eines Brückenbauwerks über die Bundesstraße 83 geführt. Planungsaufgabe war es, die 20 Jahre alte Geh- und Radwegbrücke aus Holz zu ersetzen, die aufgrund von Holzschäden gesperrt war. Die 113,80 m lange und 2,50 m breite Holzbrücke war eine Fachwerkbrücke mit V-Stützen und unten liegenden Lagern. Der Stützenabstand betrug 13,60 m - 20,50 m – 21,30 m – 21,50 m – 21,30 m – 15,60 m.

Die alte Holzbrücke hatte eine „obenliegende Konstruktion“, bei der das Tragwerk nicht unter, sondern neben dem Weg liegt. Die Konstruktion entwickelt sich nach oben zu einem sogenannten Trogbauwerk. Aufgrund der einzuhaltenden Durchfahrtshöhe der B 83 war ein Trogbauwerk erforderlich, sie durfte nicht eingeschränkt werden. Eine Ausführung als Deckbrücke, bei der das Tragwerk unterhalb des Weges liegt, hätte eine Anhebung des Geh- und Radweges notwendig gemacht. Dies wiederum hätte Auswirkungen auf die Widerlager und den anschließenden Damm gehabt. Ein Planungsziel war, möglichst viel der vorhanden Unterbauten weiter zu nutzen. Durchgeführte Untersuchungen im Zuge der Vorplanung ergaben, dass die Gründungen der Stützen, die Widerlager, sowie die Dammböschungen für einen Neubau geeignet waren.

Ansicht der früheren, zu ersetzenden Holzbrücke   Bildrechte: NLStBV
Ansicht der früheren, zu ersetzenden Holzbrücke.

Aufgrund der Erfahrungen mit der vorhandenen Holzkonstruktion wurde bei der Materialwahl Holz für einen Neubau ausgeschlossen. Nach Prüfung der Rahmenbedingungen war schnell offensichtlich, dass eine Stahlkonstruktion mit obenliegender, seitlicher Tragkonstruktion zum Einsatz kommt. In der Vorplanung wurden seitliche Hohlkästen und Fachwerkkonstruktionen unter technischen und gestalterischen Gesichtspunkten untersucht. Da sich mit Fachwerkkonstruktionen ein wesentlich leichteres Erscheinungsbild erzeugen lässt, fiel die Wahl auf ein Fachwerk mit Rohrquerschnitt, welches besonders schlank und elegant ausgeführt werden kann.

Mit der gewählten Konstruktion ließ sich ein weiteres Planungsziel erfüllen, nämlich die Findung einer gestalterischen Brückenform, in der Form und Funktion eine Einheit darstellen. Im Vergleich zu Straßenbrücken besteht bei Geh- und Radwegbrücken die Chance, diese ihrer Funktion angemessen schlank auszubilden. Es wird damit schon beim ersten Anblick für alle ersichtlich, dass es sich um eine Geh- und Radwegbrücke handelt, die für schwere Fahrzeuge nicht geeignet ist.

planerische Ansicht des Ersatzneubaus   Bildrechte: NLStBV
planerische Ansicht des Ersatzneubaus

Fachwerkbrücken werden üblicherweise mit parallelen Ober- und Untergurten gebaut. Die bekanntesten Vertreter dieser Brückenform sind wohl Eisenbahnbrücken. Die Gestaltung der vorgestellten Brücke orientiert sich an der sogenannten Momentenlinie für Mehrfeldbauwerke, die den Kraftverlauf im Bauwerk darstellt. Bei Betrachtung der Linie fällt auf, dass das Stützmoment betragsmäßig größer ist als das Feldmoment. Dieser Verlauf wurde auf die Form der Brückenkonstruktion übertragen, so dass die Konstruktion im Stützenbereich, wo größere Kräfte wirken, höher ausgeführt wird als im Feldbereich. Für die Nutzerinnen und Nutzer der Brücke entsteht durch die entstandene gewellte Oberkante ein eleganter Schwung, der mit gewissen Leichtigkeit über die Brücke führt.

Da das Geländer ein integraler Bestandteil der Brückenkonstruktion sein sollte, war ein der Konstruktion vorgesetztes Geländer ausgeschlossen. Aufgrund der zur Planungszeit vorgeschriebenen Geländerhöhe für Geh- und Radwege von 1,20 m ergab sich die Höhe der Rohrkonstruktion in Feldmitte zu 1,20 m über dem Belag. Das Geländer wurde als feines Edelstahlmaschengewerbe ausgebildet, das aufgrund seiner großen Transparenz kaum in Erscheinung tritt. Es wird über zwei Edelstahlseile geführt, die auf der Geh- und Radwegplatte und an den Fachwerkrohren gehalten werden und am Widerlager gespannt sind.

Auf optisch störende Entwässerungsleitungen konnte aufgrund des gleichmäßigen Längsgefälles verzichtet werden. Die Rohre des Untergurtes sind so ausgebildet, dass die Fahrbahnplatte tiefer als die Oberkante des Rohres liegt. Anfallendes Wasser wird dadurch zum Brückenende führt. Neben den gestalterischen Vorzügen spart diese Bauweise gleichzeitig Unterhaltungskosten.

Die Stützen des Bauwerks wurden ebenfalls aus Rohrquerschnitten ausgebildet. Analog zur vorherigen Holzbrücke erfolgte die Anordnung V-förmig. Dadurch konnten die Stützweite reduziert und notwendige Umbauten am Pfeilerfußpunkt minimiert werden.

Aufgrund der gewählten Ausbildung des Geländers, dem Entfall von Entwässerungsleitungen und der gewählten Stützenform bildet das Rohrfachwerk das entscheidende Gestaltungselement der Brücke. Es lässt sofort erkennen, wie die Brücke trägt und sorgt für eine einfache und schlanke Brückenkonstruktion. Dem gestalterischen Planungsziel konnte somit entsprochen werden. Es entstand eine Brücke, bei der sich die Gestalt aus ihrer Funktion ableiten lässt, getreu dem bekannten Motto „form follows function“ des amerikanischen Architekten Louis Sullivan.

Die Planung wurde 2010 vom Dezernat 32 der NLStBV erstellt.


Bundesstraße 83
Brückenquerschnitt   Bildrechte: NLStBV

Brückenquerschnitt.

Blick über die Brücke   Bildrechte: NLStBV

Blick über die Brücke.

Perspektivische Ansicht auf die Stützen   Bildrechte: NLStBV

Perspektivische Ansicht auf die Stützen.

Artikel-Informationen

erstellt am:
01.08.2022
zuletzt aktualisiert am:
26.01.2023

Ansprechpartner/in:
Timo Stein

Nds. Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr
Dezernatsleiter 32 (Brücken und Tunnel)
Göttinger Chaussee 76 A
30453 Hannover
Tel: (0511) 3034-2542
Fax: (0511) 3034-2099

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